Die beiden Hochwasserschutzprojekte Immenbach und Bettingerbach sehen an der tiefsten Hanglage, am Rande des Siedlungsgebietes riesige Rückhaltebecken vor, welche bei Starkregen oder einem Extremereignis enorme Mengen Wasser und Schlamm aufnehmen sollen. Diese Vorgehensweise bei der Planung von Hochwasserschutzmassnahmen entspricht einer überholten Praxis. Vor dem Hintergrund des fortschreitenden Klimawandels mit Stark- und Dauerregen in Abwechslung mit Trockenperioden findet bei den Fachstellen von Bund und Kantonen ein Umdenken statt, das sich in neuen Konzepten und Strategien widerspiegelt:
Die neuen Planungsgrundsätze des Bundesamtes für Umwelt, BAFU, sind auf eine dezentrale Regenwasserbewirtschaftung ausgerichtet nach der Devise: Regenwasser sammeln und nutzen, statt abzuleiten. Die Grundsätze finden ihren Niederschlag in dem Leitfaden „Regenwasser im Siedlungsraum, Starkniederschlag und Regenwasserbewirtschaftung in der klimaangepassten Siedlungsentwicklung“.
Aber bereits das Entwicklungskonzept Fliessgewässer Basel-Stadt sieht vor, dass der Immenbach „Raum zur Ausbildung eines standortgerechten Uferbewuchses erhalten und durch lokale Ausdolungen, Gerinneaufweitungen mit Uferabflachungen stärker strukturiert und mit dem Umland vernetzt werden soll“!
Schliesslich verlangt das Natur- und Landschaftsschutzkonzept der Gemeinde Riehen eine Wiederherstellung ursprünglicher Lebensraumtypen wie natürliche Bachläufe und Quellsümpfe.
Der Richtplan der Gemeinde Riehen fordert die Erhaltung und Förderung der typischen Landschaften.
Mehrere einzelne, dezentrale Massnahmen zielen somit darauf ab
· Wasser möglichst im Einzugsgebiet zu halten
· Wasser aus den Wegen zu bringen
· Erosion zu vermeiden
· Bessere Einläufe in die Kanalisation, Kiessammler, Rechen mit Dach zum Aufstauen
· Renaturierung und Vertiefung der Bäche
Praxiserprobte Massnahmen im Feld zur Verlangsamung des Regenwasserabflusses sind zum Beispiel:
· Dauerbegrünung, Untersaaten und Zwischensaaten im Ackerbau
· Geländeterrassierungen, Anlegen von Erdwällen mit Hecken
· Anlegen von Wiesenpufferzonen im oder am Feld, Buntbrachen
· Retentionsmulden
· Vermeidung von Ackerbau in Hang- und Steillagen.
Alternative Lösungen für das Einzugsgebiet von Immenbach und Bettingerbach
Im Wald von Bettingen und Riehen besteht ein hohes Versickerungspotential. Aus Sicht des Hochwasserschutzes ist im Forst ein Optimum an Retention von Niederschlagswasser gegeben! Durch den Muschelkalkuntergrund infiltriert bei Starkregen das Wasser via Mikroporen zuerst in den Waldboden, verteilt sich im Boden und sickert mangels Stauschicht in die klüftigen Kalkschichten. Der Bau von Wällen mit Hecken an den Waldrändern würde Regenwasser wirkungsvoll zurückhalten und den Oberflächenabfluss reduzieren. Zudem bietet diese Massnahme eine gute Prophylaxe gegen das Austrocknen und Absterben von Bäumen und vermindert in Zeiten der Trockenheit die Waldbrandgefahr.
Da das Gebiet oberhalb von Riehen und Bettingen gut bewaldet ist, bieten sich Massnahmen dieser Art auch im Hinblick auf den Hochwasserschutz geradezu an, sofern im Gelände genügend weit oben damit begonnen wird.
Eine weitere Massnahme stellt die Aufweitung der Bachgerinne von Bettinger- und Immenbach dar:
Durch sanfte Renaturierung, Verbreiterung, Ausdolung und gegebenenfalls Vertiefung der Bäche im Siedlungsgebiet wird der Regenwasserabfluss verlangsamt, das Wasser kann im Gelände versickern. Zudem ermöglichen mehrere kleinere Retentionsmulden ab St. Chrischona, Zwischenbergen, am Linsberg und oberhalb des Scheibenstandes das Zurückhalten von Regenwasser und gewährleisten Verdunstung und Versickerung.
Eine weitere Möglichkeit für einzelne, dezentrale Massnahmen für den Hochwasserschutz bietet sich vor allem im Einzugsgebiet des Immenbachs auf Grund der Topographie an: kleinere Rückhaltebecken beim Scheibenstand und auf Zwischenbergen würden verhindern, dass grosse Wassermassen ungehindert Richtung Dorf abfliessen und Erde aus Äckern und Feldern abschwemmen würden. Das zurückgehaltene Wasser könnte zudem zur Bewässerung in Trockenperioden dienen.
Wir sind überzeugt, dass mit einem solchen, aus verschiedenen Elementen bestehenden Konzept ein wirksamer Hochwasserschutz – selbst für ein HQ100 – erreicht werden kann, ein Konzept, das zudem einen sinnvollen Regenwasserhaushalt gewährleistet, den Auswirkungen des Klimawandels Rechnung trägt und die Vorgaben von Bund und Kanton erfüllt!
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